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JEDES EIGENGEWICHT ZÄHLT.

Warum Hard Skills
ins Handgepäck gehören.

Retro-Personenwaage in Close-up mit Prospektstapel, Foto: Inka Hohaus

Erlerntes Wissen ist eher der mittelgroße Proviant für den Kreativen, der mit dem Herzen atmet bevor er loslegt. Bevor er den Bleistift spitzt für die nächste Idee und den Laptop anwirft für die nächste Zeile. Bei jedem Werbetexter und jedem Redakteur sollten all die guten Hard Skills lediglich still an der Seite stehen. Nur zum Bedarf. Finde ich. Etwa wie ein Glas Wasser auf dem Schreibtisch, das für den klaren Kopf einen Schluck Zeit bietet und nebenbei etwas zur Abkühlung. Oder wie ein warmes Handtuch, das zuverlässig wartet und das man sich nach dem Duschen kurz greift, um es im richtigen Moment wieder fallen zu lassen — ehe man sich auf die Waage stellt zum Beispiel. Für ein ungeschminktes Ergebnis, nackt und ehrlich. Obwohl Hard Skills natürlich nicht selten die entscheidenden Kriterien sind, die bei den nächsten Kund:innen am meisten ins Gewicht fallen, bevor sie den nächsten neuen Freelancer:innen den vielversprechenden Projektzuschlag erteilen. Sie zählen viel, die harten (Überlebens-)Mittel der wandelbaren Kommunikationswelt, die man als freier weiblicher, männlicher oder diverser Kollege auswendig kennt (oder zumindest bereits ein Mal probiert hat). Was schon oft erfolgreich war, wird locker wieder funktionieren. Was man schon oft erlebt hat, kennt man automatisch komplett. Oder? 

Umstapeln und angucken

 

Doch Hand aufs Herz: Ist es wirklich allein die Menge, die so viel zählt? Sind es ausschließlich das Wissen und die berühmten Kreationsorte, an denen man bereits war in seinem Leben? Oder sind es nicht immer auch die konkreten Begegnungen mit den Menschen und Themen selbst, aus denen man gelernt und etwas ganz Eigenes mitgenommen hat? Der Einzelfall bleibt prägnant. Die Unverwechsel­barkeit. Das Kleine. Nichts ist ersetzbar. Und ist es nicht so, dass man selbst Altbekanntes im Modularen entdecken kann statt auf dem immer gleichen Weg das immer gleiche Ganze? Sollten sich Erfahrungen nicht ab und zu umstapeln lassen, sich zwischendurch anders ausrichten dürfen?

Eigengewicht erkennen

 

Für mich persönlich ist es ehrlicherweise genau das, was im Job am meisten wiegt: der gemeinsame Fokus auf die Sache statt auf sich selbst, der große Erfolg durch ein klares Briefing mit spontanem Freiraum fürs Tun, die Freude am Machen, die Kreativität aus dem Nichts, wechselnde Perspektiven oder das fast vergessene Handwerkszeug, das beim Feilen von Texten für das nächste Produkt plötzlich wieder auftaucht. Hard Skills sind gut und (ge)wichtig, ja sogar überall und in der Regel schön. Ohne geht’s nicht. Klar. Was anziehen sollte man sich schon, bevor man das Haus verlässt … Doch jeder Text sollte sich so anfühlen, als wäre er der erste, den man schreibt. Jedes neue Projekt unbedingt als Chance für alle Beteiligten spürbar sein. Und beides sollte bei Betrachtung all der Masse an Kommunikationserfahrungen auch immer sein eigenes Gewicht behalten. Meine Meinung. Dabei ist für mich nicht entscheidend, was für eine sichere Kampagnenplanung vermeintlich noch so an Extras fehlen könnte, sondern auch was man aus Vorhandenem macht. Und aus dem, wovon jeder Kreative in seinen Werkzeugkoffern am meisten haben sollte: dem Gefühl. Und von der absoluten Gewissheit, dass man Ideen damit sehen kann.

Alte Kamera im Lederetui huckepack auf Bürgersteig-Background, Foto: Inka Hohaus

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